Reine Composability war nicht das Ende der Fahnenstange. Was kommt als nächstes?
TL;DR
- Headless und Composable Commerce haben Flexibilität gebracht, aber oft zu hoher Komplexität und Kosten geführt.
- Commerce Orchestration geht über diese Konzepte hinaus und ermöglicht die Steuerung von Geschäftsprozessen mit No-Code-Tools.
- Unternehmen können ihre IT-Abhängigkeit reduzieren und Automatisierung intelligent einsetzen.
- Die Orchestration Engine von Emporix bietet visuelle Modellierung von Workflows und vorgefertigte Konnektoren.
- Ein schrittweiser Übergang zu Orchestration ist möglich, ohne ein komplettes Replatforming durchführen zu müssen.
Der Aufstieg (und die Grenzen) von Headless Commerce
Vor ein paar Jahren galt Headless Commerce als bahnbrechende Lösung für die digitale Handelswelt. Unser Blog von 2021 erklärte, warum die Entkopplung von Frontend und Backend Unternehmen mehr Flexibilität ermöglicht und ihnen hilft, ihre digitalen Kundenerlebnisse besser zu gestalten. Headless war die Antwort auf die starren, monolithischen Systeme, die Änderungen nur mit hohem Aufwand zuließen.
Doch inzwischen hat sich die Welt weitergedreht. Die Unternehmen, die damals auf Headless umgestiegen sind, stehen heute vor neuen Herausforderungen:
- Hoher Entwicklungsaufwand: Jede Anpassung an Geschäftsprozesse erfordert nach wie vor Code – und damit IT-Ressourcen.
- Wachsende Komplexität: Die Vielzahl an integrierten Microservices führt zu einer schwer zu kontrollierenden Architektur.
- Steigende Kosten: Anstatt einfacher zu werden, ist der Betrieb vieler Headless-Setups teurer und aufwendiger als erwartet.
Die Frage ist also nicht mehr: Sollten Unternehmen auf Headless setzen?
Es ist: Wie können Unternehmen Flexibilität gewinnen, ohne sich in technischen Abhängigkeiten zu verstricken?
Die Antwort liegt nicht in noch mehr Microservices oder noch flexibleren APIs – sondern in einer völlig neuen Denkweise: Commerce Orchestration.
Dieses Konzept geht über Headless und Composable Commerce hinaus. Es ermöglicht Unternehmen, ihre digitalen Geschäftsprozesse mit No-Code-Tools zu steuern, Automatisierungen intelligent einzusetzen und ihre IT-Abhängigkeit drastisch zu reduzieren. Damit wird die Agilität, die Headless versprach, endlich Realität.
In diesem Blog zeigen wir, warum Headless allein nicht mehr ausreicht und wie Commerce Orchestration den Weg in die Zukunft weist.
Warum Composability allein das Problem nicht löst
Als sich die Grenzen von Headless Commerce abzeichneten, schien Composable Commerce die logische Weiterentwicklung zu sein. Anstatt auf eine monolithische Plattform zu setzen, sollten Unternehmen aus modularen, API-basierten Services die für sie beste Lösung zusammenstellen können. Theoretisch klang das nach der perfekten Antwort auf die Herausforderungen von Headless Commerce.
Doch in der Praxis zeigt sich ein anderes Bild: Viele Unternehmen, die Composable Commerce Plattformen eingeführt haben, kämpfen heute mit unerwarteter Komplexität und hohen Kosten.
Mehr Flexibilität? Ja. Weniger Aufwand? Nein.
Der zentrale Gedanke von Composable Commerce ist bestechend: Best-of-Breed-Lösungen statt einer alles umfassenden Plattform. Unternehmen können frei wählen, welche Services sie für Produktmanagement, Checkout, Personalisierung oder Loyalty-Programme nutzen. Doch genau hier liegt das Problem:
- Jede Schnittstelle muss individuell integriert – oft mit Custom Code - und aufwändig gewartet werden.
- Updates und Änderungen erfordern tiefgreifendes technisches Know-how, weil Prozesse nicht mehr zentral gesteuert werden.
- Geschäftsprozesse sind fragmentiert, weil jede eingesetzte Lösung ihre eigene Logik mitbringt, die nicht nahtlos in das Gesamtbild passt.
Das führt dazu, dass Unternehmen Unmengen an Individual-Code schreiben müssen, um ihre Microservices miteinander zu verknüpfen – genau das, was eigentlich vermieden werden sollte.
Composable hat das Problem nur verlagert
Statt die Abhängigkeit von großen Plattformen zu reduzieren, entsteht eine neue Form der Abhängigkeit: die Custom Code-Falle.
Während bei monolithischen Systemen alles in einer einzigen Software gebündelt war, müssen Unternehmen in Composable-Architekturen alle Prozesse selbst zusammenführen. Was dabei oft übersehen wird:
- Der Integrationsaufwand steigt exponentiell mit der Anzahl der eingesetzten Module.
- Spezialisiertes Entwickler-Know-how wird zur Pflicht, um alle Services miteinander zu verbinden.
- Business-Teams verlieren die Kontrolle, weil jede Änderung durch die IT umgesetzt werden muss.
Die Folge? Langsame Innovationszyklen, steigende Wartungskosten und eine Architektur, die in ihrer Komplexität nur noch schwer beherrschbar ist.
Die Idee von Composable Commerce war es, Unternehmen agiler zu machen. Doch in vielen Fällen passiert das Gegenteil: IT-Abteilungen sind mit Integrationen überlastet, Geschäftsprozesse lassen sich nicht schnell anpassen, und die Kosten für Weiterentwicklungen explodieren.
Es braucht also einen neuen Ansatz. Einen, der die Vorteile von Composable Commerce bewahrt, aber die Custom Code-Falle vermeidet. Und genau hier kommt Commerce Orchestration ins Spiel.
AI-driven Commerce Orchestration
Wie können Unternehmen also die Flexibilität von Composable Commerce nutzen, ohne in der Custom Code-Falle zu landen? Die Lösung liegt nicht in noch mehr Microservices, sondern in einer intelligenten Schicht, die all diese Systeme orchestriert – ohne zusätzlichen Code, ohne manuelle Integrationen, ohne IT-Blockaden.
Diese Schicht nennen wir Orchestration.
Von Systemintegration zu echter Prozesssteuerung
Während Composable Commerce sich darauf konzentriert, verschiedene Services über APIs zu verbinden, geht Commerce Orchestration einen entscheidenden Schritt weiter: Sie ermöglicht es Unternehmen, Geschäftsprozesse intelligent zu automatisieren – ganz ohne Entwicklungsaufwand.
Stellen Sie sich vor, Ihr Checkout-Prozess muss angepasst werden, weil Sie eine neue Zahlungsmethode integrieren. In einer klassischen Composable-Architektur bedeutet das:
- Ihr IT-Team muss die neue Payment-API anbinden.
- Bestehende Workflows müssen umgeschrieben werden.
- Mehrere Systeme müssen überprüft und getestet werden.
Mit Commerce Orchestration läuft das anders: Die neue Zahlungsmethode wird einfach über eine No-Code-Oberfläche eingebunden – der Prozess bleibt vollständig steuerbar, ohne dass ein einziger Entwickler Hand anlegen muss.
Die drei zentralen Vorteile von Commerce Orchestration
1. Entkopplung von Prozessen und Technologie
- Prozesse sind nicht mehr im Code versteckt, sondern transparent in einer zentralen Orchestrierungsschicht steuerbar.
- Änderungen können von Business-Teams umgesetzt werden – ohne Entwickler.
2. Automatisierung statt manueller Integration
- Statt jeden Microservice individuell anzubinden, werden Workflows automatisiert orchestriert.
- Unternehmen müssen nicht mehr jede API-Änderung nachziehen – die Orchestration-Schicht übernimmt das.
3. Reduzierte IT-Kosten und schnellere Innovation
- Weniger Custom Code = niedrigere Wartungskosten und TCO.
- Schnellere Anpassungen = kürzere Time-to-Market.
- IT-Teams können sich auf echte Innovationen konzentrieren, anstatt Integrationen zu pflegen.
Commerce Orchestration in der Praxis: Ein Blick auf die Emporix Orchestration Engine
Die Orchestration Engine von Emporix ist eine solche Commerce Orchestration-Schicht. Sie erlaubt es Unternehmen, digitale Geschäftsprozesse per Drag-and-Drop zu modellieren – statt in endlosen Codezeilen zu versinken.
- Automatisierte Workflows: Prozesse wie Kundenregistrierung, Bestellabwicklung oder Preismanagement lassen sich visuell definieren und bei Bedarf in Echtzeit anpassen.
- Über 2.000 vorgefertigte Konnektoren: Ob ERP, CRM oder LLMs wie Claude und ChatGPT – die OE integriert bestehende Systeme auf Knopfdruck.
Die Zukunft gehört den orchestrierten Prozessen
Composable Commerce hat den digitalen Handel flexibler gemacht – aber auf Kosten steigender Komplexität. Commerce Orchestration nimmt diese Komplexität raus und macht Unternehmen wirklich agil.
Wer wettbewerbsfähig bleiben will, braucht nicht nur die richtigen Systeme, sondern eine Commerce Plattform mit einer intelligenten Schicht, die diese Systeme steuert. Und genau das macht Commerce Orchestration zum entscheidenden nächsten Schritt in der Evolution des digitalen Handels.
Praxisbeispiele: Wie Unternehmen von Commerce Orchestration profitieren
Theorie ist gut, aber echte Business Cases sind besser. Werfen wir einen Blick darauf, wie Unternehmen Commerce Orchestration nutzen, um Komplexität zu reduzieren, Prozesse zu automatisieren und schneller auf Marktveränderungen zu reagieren.
Case 1: acr (AmerCareRoyal) – Prozessautomatisierung im B2B-Handel
Das Problem
acr, ein führender Anbieter von Verpackungslösungen für die Gastronomie, stand vor einer Herausforderung, die viele B2B-Unternehmen kennen:
- Manuelle Auftragsverarbeitung und langsame Genehmigungsprozesse.
- Heterogene IT-Landschaft, in der ERP-, CRM- und E-Commerce-Systeme nicht nahtlos zusammenarbeiten.
- Hohe IT-Abhängigkeit, um Änderungen an Bestell- und Genehmigungsprozessen umzusetzen.
Die Lösung mit der Emporix Commerce Orchestration Platform
Durch den Einsatz von Emporix konnte acr seine gesamte Bestellabwicklung automatisieren.
- Eingehende Bestellungen werden jetzt automatisch mit Lagerbeständen und Lieferzeiten abgeglichen.
- Genehmigungsprozesse laufen in Echtzeit ab, ohne manuelle Freigaben oder Verzögerungen.
- Preisanpassungen, Rabattaktionen und Angebotsprozesse lassen sich in wenigen Klicks anpassen.
Das Ergebnis
Schnellere Bestellzyklen, massive Reduzierung manueller Arbeit und ein agileres Geschäftsmodell.
Case 2: HABA – Flexibel wachsen ohne teures Replatforming-Projekt
Das Problem
HABA, ein führender Hersteller von Spielwaren und Möbeln, nutzte über Jahre hinweg eine starre legacy Commerce Plattform. Das Unternehmen wollte modernisieren, aber:
- Ein komplettes Replatforming wäre zu teuer, zu zeitaufwendig und zu riskantgewesen.
- Das bestehende System enthielt viele kundenspezifische Anpassungen, die nicht einfach migriert werden konnten.
- Die Betriebskosten (Total Cost of Ownership) erdrückten Innovationsanstrengungen im Keim
Die Lösung mit der Emporix Commerce Orchestration Platform
Statt alles auf einmal zu ersetzen, nutzte HABA den Strangler-Fig-Ansatz – ein schrittweises Upgrade der E-Commerce-Architektur.
- Bestehende Funktionen des Alt-Systems wurden Stück für Stück durch moderne, API-basierte Dienste ersetzt.
- Skalierbarkeit und Flexibilität der neuen Plattform gewährleisten 100% Zukunftssicherheit.
- Bestehende Shop-Frontends wurden nahtlos ins neue System integriert.
Das Ergebnis
HABA konnte sein System in kürzester Zeit modernisieren, ohne ein komplettes Replatforming durchzuführen – und hat jetzt eine flexible Architektur, die mit dem Unternehmen wächst. Die TCO, also die Gesamtbetriebskosten, wurde um 50% reduziert.
Case 3: High-Growth Unternehmen – Skalierung ohne steigende IT-Kosten
Das Problem
Ein wachsendes B2B-Unternehmen wollte neue Märkte erschließen und gleichzeitig Prozesse optimieren. Die Herausforderungen:
- Manuelle Preis- und Rabattstrategien, die nicht skalierbar waren.
- Jeder Markteintritt erforderte neue regulatorische Anpassungen, was IT-intensive Änderungen nach sich zog.
- Zahlreiche Integrationen mit Zahlungs- und Logistikdienstleistern, die viel Entwicklungsaufwand erforderten.
Die Lösung mit der Emporix Commerce Orchestration Platform
Durch den Einsatz von Emporix konnte das Unternehmen
- Preise und Rabatte automatisiert nach Markt, Kundengruppe und Nachfrage anpassen.
- Länderspezifische Compliance-Anforderungen direkt in die Geschäftsprozesse einbinden, ohne Code-Änderungen.
- Neue Integrationen über vorgefertigte API-Konnektoren aktivieren, ohne wochenlange Entwicklungsarbeit.
Das Ergebnis
Schnellere Markteinführung, geringere IT-Kosten und eine Architektur, die für Skalierung gebaut ist.
Wie der Umstieg zu Orchestration gelingt – ohne Replatforming
Viele Unternehmen stehen heute vor einer ähnlichen Herausforderung wie HABA: Sie wollen ihr digitales Geschäft modernisieren, ohne ihr bestehendes System auf den Kopf zu stellen.
Ein vollständiges Replatforming ist oft keine realistische Option – zu teuer, zu aufwändig, zu riskant. Gleichzeitig wächst der Druck, agilere Prozesse und bessere Kundenerlebnisse zu bieten. Doch wie lässt sich das erreichen, ohne jahrelange IT-Projekte anzustoßen?
Die Antwort liegt in einem sanften Übergang: Statt alles auf einmal zu ersetzen, werden Alt-Plattformen schrittweise von der neuen Plattform “umhüllt”. Diese Methode, bekannt als Strangler-Fig-Pattern, ermöglicht eine kontrollierte Modernisierung, bei der bestehende Systeme und neue Technologien nahtlos zusammenarbeiten.
Mehr dazu in unseren beiden ausführlichen Artikel:
- Das Strangler-Fig-Pattern – Ein sicherer Weg zur Modernisierung von E-Commerce-Plattformen
- Neue Commerce Plattform ohne Risiko – Wie Emporix schrittweise Commerce-Modernisierung ermöglicht
Für HABA bedeutete dieser Ansatz, dass bestehende SAP-Funktionen nicht von heute auf morgen ersetzt, sondern gezielt überführt wurden. So konnte das Unternehmen modernisieren, ohne riskante Systemwechsel.
Fazit: Keine Angst vor der Transformation
Viele Unternehmen scheuen den Wechsel zu neuen Technologien, weil sie kostspielige Replatforming-Projekte fürchten. Doch mit Commerce Orchestration gibt es eine Alternative: Eine schrittweise, risikoarme Modernisierung, die bestehende Systeme nicht ersetzt, sondern verbessert.
Unternehmen können ihre digitale Infrastruktur damit flexibel und effizient weiterentwickeln, ohne sich in aufwendigen Migrationsprojekten zu verlieren.
Bereit für den nächsten Schritt?
Die digitale Handelswelt verändert sich rasant. Während Headless und Composable Commerce wichtige Fortschritte gebracht haben, sind viele Unternehmen in einer Spirale aus wachsender Komplexität und steigendem IT-Aufwand gefangen. Die Lösung liegt in einem neuen Ansatz: Commerce Orchestration.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um aus der Custom Code-Falle auszubrechen und Ihr digitales Geschäft wirklich zukunftsfähig zu machen.