Durch die Corona-Krise ist nichts, wie es einmal war. Während man früher im Supermarkt “nur” an der Kasse Schlange stehen musste, muss man sich jetzt schon vor dem Supermarkt anstellen, um überhaupt eintreten zu dürfen. Wäre es da nicht viel einfacher, wenn die Waren zu den Kunden kommen würden anstatt die Kunden zu den Waren?
Gerade in diesen ungewöhnlichen Zeiten steigt in der Bevölkerung die Nachfrage nach Waren für den täglichen Bedarf, vor allem nach Lebensmitteln. Um den langen Warteschlangen vor den Supermärkten zu entgehen, weichen viele Kunden auf Online-Supermärkte aus und lassen sich die bestellte Ware bequem nach Hause liefern. Betreiber wie LeShop.ch, Lieferladen.de oder Bringmeister zeigen bereits seit vielen Jahren, wie ein Lieferservice für frische Lebensmittel erfolgreich funktioniert.
Dennoch haben viele Lebensmittel-Einzelhändler Vorbehalte. Ein Argument, das zumindest in der Vergangenheit immer wieder genannt wurde, ist die Frage, ob man mit einem Lieferservice überhaupt Geld verdienen könne? In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dieser Frage und geben Antworten mit konkreten Zahlen aus rund zehn Jahren Erfahrung beim Online-Supermarkt Lieferladen.de
Der E-Commerce, vor allem im Lebensmittelbereich, boomt wie nie zuvor. In einigen deutschen Städten stieg die Nachfrage enorm an, sodass Lebensmittel-Lieferdienste etwa bis zu 500% mehr Neukunden registrieren können. Doch wie funktioniert ein Online-Lieferservice und welche Kalkulation liegt dem zugrunde?
Während sich Anbieter wie Lieferladen.de als reine Online-Supermärkte präsentieren, ist bei Anbietern wie zum Beispiel MPREIS oder Naturgut eine enge Verzahnung zwischen den stationären Supermärkten und dem Lieferservice erkennbar. Der Grund dafür ist naheliegend: Wenn ein Händler seine Ware schon komplett vor Ort im Supermarkt hat, warum sollte er sich ein zusätzliches Lager aufbauen? Dadurch können hohe Investitionskosten eingespart werden und so kann ein Lieferservice eine erfolgreiche Ergänzung des stationären Supermarktes darstellen.
Entscheidend ist allerdings der Prozess beim Picken und Packen. Stammkunden sollten im Supermarkt nicht durch das Personal zum Picken gestört werden. Und der Prozess darf nicht zu aufwändig sein. Emporix hat daher die Wave-Picking-Methode entwickelt, bei der zunächst Bestell- und Lieferzyklen definiert werden. Anschließend werden sämtliche Bestellungen der Kunden gesammelt und im Supermarkt gepickt. Dieser Vorgang geht schnell und ist sehr effizient. Das Packen erfolgt dann individuell und kundenweise nebenan. Dadurch wird vermieden, dass Kunden im Supermarkt beim Einkaufen gestört werden. Außerdem muss beim Packen ohnehin eine andere Reihenfolge eingehalten werden, als beim Picken. Während beim Picken die Wege möglichst kurz sein sollten, kommt es beim Packen darauf an, dass die Produkte in einem frischen, appetitlichen und unversehrten Zustand beim Kunden ankommen. Kühlprodukte werden also von nicht gekühlten Produkten getrennt und in Tüten oder Pfandkisten verpackt. Dabei ist die richtige Reihenfolge der Produkte zu beachten, sodass die Produkte je nach Gewicht oder Empfindlichkeit verpackt werden können. Schwere und unempfindliche Produkte also ganz nach unten, empfindliche Lebensmittel nach oben. Diese Reihenfolge muss von der Software vorgeben werden. Daher muss der Software-Algorithmus zum Picken anders laufen als der zum Packen.
Enorm wichtig ist die Einbindung der Bedienungstheke, um aus dem Preisvergleich für standardisierte Markenartikel zu kommen. Lokales Fleisch, herzhafte Wurstspezialitäten und eine hochwertige Käsevielfalt lassen die Preise schnell vergessen. Allerdings muss man auch dann in der Lage sein, hochwertige Produkte nach Gewicht zu verkaufen. 200 g frisch geschnittener Emmentaler am Stück und 150 g gekochter Schinken in feinen Scheiben geschnitten – das ist der Maßstab für Qualität, der sowohl beim Produkt als auch bei der Software gelten muss, um diesen Service anbieten zu können.
Sobald alle Lebensmittel effizient gepickt, fachmännisch zugeschnitten und ordentlich gepackt wurden, kommt die letzte – vermeintlich große Herausforderung. Wie kommt die Ware nun frisch, zeitnah und kostengünstig zum Kunden? Im Onlineshop sollten zunächst Liefergebiete und Zeitfenster nach Postleitzahlen angeboten werden. Gebiete, die in der Nähe des Supermarktes liegen, können fast täglich angefahren werden. Weiter entfernte Orte hingegen nur ein- bis zweimal pro Woche. Durch die Definition von Bestell- und Lieferzyklen können Touren optimal mit Hilfe der Software geplant werden. Kurze Wege senken Kosten und reduzieren den Energieverbrauch. Die Lieferung von frischen Lebensmitteln zur Wunschzeit ist nicht vergleichbar mit einem einfachen Postpäckchen. Aus diesem Grund sollte eine Lieferpauschale verlangt werden. Studien geben an, dass Kunden bereit sind, pro Lieferung etwa 5 € zu bezahlen. Die Auslieferung wird tatsächlich aber immer mehr kosten als der Erlös durch die Lieferpauschale.
Wie genau gestaltet sich nun aber die Berechnung der Kosten und Erlöse? Die hier verwendeten Zahlen und die daraus resultierende Kalkulation basiert auf echten Erfahrungswerten. Der Online-Supermarkt Lieferladen.de in Stuttgart wurde bereits 2010 gegründet, daher können wir hier auf zehn Jahre an Erfahrung zurückgreifen. Dennoch kann es für jeden Lebensmitteleinzelhändler Abweichungen geben, beispielsweise nach Sortiment, Preisgestaltung, Lohnkosten, Organisation im Supermarkt und anderen Kriterien. Emporix übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit dieser Kalkulation – doch wir sind sicher, dass jeder Kaufmann die nachfolgenden Zahlen nachvollziehen und sie mit der eigenen Situation abgleichen kann.
Der durchschnittliche Warenkorb bei Lieferladen.de in Stuttgart betrug im langjährigen Mittel netto (exklusive Mehrwertsteuer) ca. 65 €. Seit der Corona-Pandemie ist dieser Wert auf ca. 75 € angestiegen. Brutto entspricht dies etwa 81 €, denn der durchschnittliche Mehrwertsteuersatz für Artikel mit regulärer und reduzierter Steuer beträgt ca. 8 %. Bei einem Anteil an frischen Lebensmittel von etwa 70 % ergibt sich eine durchschnittliche Rohmarge von ca. 27 %. Die Lieferpauschale staffelt sich nach Größe der Lieferzeitfenster und lag in den letzten Jahren zwischen 3,90 € und 7,90 €. Daraus resultierte ein Durchschnitt von ca. 4,90 €, welcher sich in letzter Zeit auf ca. 5 € eingependelt hat. Die Rohmarge pro Bestellung liegt damit bei ca 25,25 €.
Durchschnittlicher Warenkorb netto | 75,00 € |
Anteil frische Lebensmittel in % | 70 % |
Rohmarge im Durchschnitt in % | 27 % |
Rohmarge aus Ware | 20,25 € |
Rohmarge aus Lieferpauschale | 5,00 € |
Rohmarge pro Bestellung netto | 25,25 € |
Wir setzen Lohnkosten in Höhe von 13 € an. Pro Stunde steigt die Zahl der Picks im Wave-Picking-Verfahren an guten Tagen extrem stark an und kann sehr deutlich über dem hier angegebenen Wert liegen. Im Berichtszeitraum betrug sie 20 Picks pro Stunde und Picker. Das Packen skaliert nicht mit der Zahl der Bestellungen und liegt zwischen fünf und sechs Bestellungen pro Stunde und Packer. Die Auslieferungen pro Stunde hängen enorm von der Zahl der Bestellungen pro Tag und der Dichte bei der Auslieferung ab. Außerdem von einer guten Software zur Routenplanung. Im langjährigen Mittel waren bei sehr konservativer Berechnung ca. drei Stopps pro Stunde möglich. Seit Corona und durch den Einsatz einer neuen Software zur Routenplanung werden 3,75 Stopps pro Stunde erreicht. Dieselbe Logik gilt für die Fahrtstrecke, die heute auf einem niedrigeren Wert liegt als im langjährigen Mittel. Zur Auslieferung verwendet Lieferladen.de gekühlte Lieferwagen, die pro Monat ca. 500 € kosten und etwa 25 Cent pro Kilometer. Emporix berechnet für die Nutzung der Software zu Beginn 3 % vom Online-Umsatz. Bei höheren Umsätzen sinkt dieser Wert signifikant.
Lohnkosten pro Stunde | 13 € |
Picks pro Stunde | 20 |
Gepackte Orders pro Stunde | 5 |
Liefertage pro Monat | 26 |
Lieferungen pro Stunde | 3,75 |
Fahrstrecke pro Lieferung in km | 4,5 |
Variable Kosten Lieferwagen pro km | 0,25 € |
Leasing-Rate Lieferwagen pro Monat | 500 € |
Provision Emporix vom Brutto-Umsatz | 3 % |
Durchschnittlicher MWSt.-Satz in % | 8 % |
Wenn man die Erlöse und die Kosten nun in die untenstehende Tabelle einsetzt wird schnell klar, dass sich ein Lieferservice für frische Lebensmittel schon bei überschaubaren Bestellzahlen profitabel betreiben lässt.
Orders pro Tag | 10 | 20 | 50 | 100 |
Monats-umsatz brutto | 22.464 € | 44.928 € | 112.320 € | 224.640 € |
Anzahl Lieferwagen | 1 | 1 | 3 | 5 |
Rohmarge pro Tag netto | 253 € | 505 € | 1.263 € | 2.525 € |
Lohnkosten Picken pro Tag | 7 € | 13 € | 33 € | 65 € |
Lohnkosten Packen pro Tag | 26 € | 52 € | 130 € | 260 € |
Lohnkosten Ausliefern pro Tag | 35 € | 69 € | 173 € | 347 € |
Variable Kosten Lieferwagen pro Tag | 11 € | 23 € | 56 € | 113 € |
DB pro Tag netto | 174 € | 348 € | 870 € | 1.741 € |
DB pro Monat netto | 4.526 € | 9.052 € | 22.631 € | 45.262 € |
Fixe Kosten Lieferwagen | 500 € | 500 € | 1.500 € | 2.500 € |
Provision Emporix | 674 € | 1.348 € | 3.370 € | 6.739 € |
Ergebnis pro Monat netto | 3.352 € | 7.204 € | 17.761 € | 36.022 € |
Durch die Corona-Krise stieg die Zahl der Bestellungen stark an und damit die Effizienz beim Picken und die Dichte beim Ausliefern. Die nachfolgende Tabelle zeigt den “vorher/nachher”-Vergleich zwischen dem langjährigen Mittel und den aktuellen Werten der letzten Wochen. Damit lässt sich die Effizienz des Emporix Wave-Picking Verfahrens sehr gut veranschaulichen. Außerdem wird deutlich, dass bei steigenden Bestellzahlen enorme Skalen- und Dichteeffekte wirken, die sich unmittelbar auf das Ergebnis auswirken.
Langjähriges Mittel | Seit Corona | Veränderung | |
Warenkorb Mittel netto | 65 € | 75 € | + 15 % |
Rohmarge aus Lieferpauschale | 4,90 € | 5,00 € | + 2 % |
Lieferungen pro Stunde | 3 | 3,75 | + 25 % |
Fahrstrecke pro Lieferung in km | 5 | 4,5 | – 10 % |
Wichtige Parameter für die Kalkulation eines Lebensmittel-Lieferservice sind:
Kontaktieren Sie uns noch heute, damit auch Sie Ihren Lieferservice anbieten können!