Menschen sind Gewohnheitstiere. Das belegen unter anderem umfangreiche Daten zu Supermarkteinkäufen. Der Wocheneinkauf ist etwas, das für viele einfach dazugehört. Muster ergeben sich nicht nur aus den regelmäßig ähnlichen Einkaufslisten, sondern auch aus bevorzugten Einkaufszeiten, den je nach Jahreszeit beliebten Ernährungsweisen und den besten Zeitpunkten für einen Preisnachlass auf Wein.
Dies gilt, bis einschneidende Änderungen die Alltagsroutine unterbrechen. In solchen Momenten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Gewohnheiten geändert werden – ob freiwillig oder gezwungenermaßen. Das Unternehmen Target etwa identifiziert das genaue Datum für einen der umwälzendsten Momente im Leben – dem Moment, an dem eine Schwangerschaft beginnt – und konnte auf Grundlage seiner Forschungsergebnisse eine äußerst erfolgreiche Big-Data-Marketing-Strategie aufbauen.
In jüngerer Zeit führten auf der ganzen Welt lokale Lockdowns aufgrund von COVID-19 zu umfassenden Gewohnheitsänderungen. Kunden waren plötzlich ans Haus gebunden und mussten auch ihre Gewohnheiten beim Lebensmitteleinkauf ändern. Dies verursachte einen immensen Anstieg bei Online-Bestellungen von Lebensmitteln.
Lebensmittel werden bereits seit etwa 20 Jahren online angeboten, aber erst durch COVID-19 erhielt die digitale Transformation in diesem Bereich echten Schwung. An dieser Stelle wecken die von Bain & Company erzielte Forschungsergebnisse und Empfehlungen, die sich damit beschäftigen, wie Sie Ihren Online-Lebensmittelhandel ohne allzu hohe Investitionen massiv ausbauen können, besonderes Interesse. Bain & Company prognostizieren, dass sich in den kommenden fünf Jahren der Online- Lebensmittelhandel in bestimmten Märkten verdoppeln könnte.
In Italien werden sich die Ausgaben im Online-Lebensmittelhandel auf ein um 35 Prozent höheres Niveau im Vergleich zu Zeiten vor COVID-19 einpendeln, so schätzt der Bericht. Für die USA und für Frankreich beträgt diese Rate 40 Prozent und für Großbritannien und Deutschland 45 Prozent. In Bezug auf alle diese Märkte – so die Schätzungen des Berichts – wird die Zahl der Online- Lebensmittelbestellungen 2020 um 350 Mio. höher sein als 2019. Dies entspricht einer Umsatzsteigerung von etwa 36 Mrd. US-Dollar im Vorjahresvergleich.
Mit diesem massiven Wachstum geht jedoch auch das Risiko einher, so der Bericht weiter, dass die Geschwindigkeit dieser unerwarteten Beschleunigung sich tatsächlich negativ auf die Gewinne der Händler auswirken könnte, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, die wirtschaftliche Lebensfähigkeit des Kanals zu verbessern. Um die Services des Online-Lebensmittelhandels angesichts der gestiegenen Nachfrage so auszubauen, dass ein nachhaltiges Wachstum erreicht wird, sei eine robuste digitale Infrastruktur erforderlich. Ohne eine solche Infrastruktur könnten die Gewinne schnell verwässern.
Der Bericht schlägt drei Strategien vor:
Die Umstellung vom stationären Lebensmittelhandel auf einen Omnichannel-Betrieb mit Online- und stationärem Angebot funktioniert heutzutage einmalig leicht dank Lösungen für Headless Commerce.
„Headless“ heißt, dass das Backend einer E-Commerce-Anwendung technisch unabhängig vom Frontend der Website funktioniert. Aufgrund dieser Trennung können APIs und Microservices problemlos in das Frontend-Design einer Website integriert werden und alle Aspekte des Online- Einkaufsprozesses bereitstellen – vom Einkaufswagen bis zum Bezahlvorgang.
Die Cloud-nativen Microservices unterstützen auch das Management der Online-Auftragsausführung einschließlich Verpackung, Auslieferung und Bezahlung und vereinfachen das Management von Produktdaten, da sie Produkte für Marketingzwecke mit Website-Inhalten verbinden.
Diese Softwarelösungen bieten mit ihrer Effizienz beim Set-up und beim laufenden Management eine solide Grundlage, auf der Lebensmittelhändler ihren Online-Kanal aufbauen können. Die zentrale Rolle bei der Omnichannel-Optimierung kann jedoch das Auftragsmanagementsystem (Order Management System, OMS) übernehmen. Die Rationalisierung der Verfahren vom Auftrag bis zur Auftragsausführung gemäß einem Omnichannel-Ansatz gehört zu den effektivsten Möglichkeiten, Kosten zu sparen.
Bain & Company stellen dafür mehrere Optionen heraus, darunter ein neues Konzept für ein Netzwerk stationärer Läden, durch das „Dark Stores“ entstehen (siehe unseren Blog zum Thema Dark Stores), wie von Whole Foods und Kroger realisiert. Eine weitere Option sind automatisierte Zentren für Auftragsausführung, die durch Roboter unterstützte Kommissionierung verwenden. Für diese Möglichkeit hat sich Ocado entschieden.
Aufgrund der finanziellen Ausgaben, die mit dem Einsatz fortschrittlicher Robotiktechnologien in diesen Zentren verbunden sind, befinden sich solche Lösungen jedoch außerhalb der Reichweite vieler kleiner bis mittlerer Lebensmittelhändler. Anders jedoch als die Margen in der Analyse von Bain & Company nahelegen, vereinfachen Headless-Commerce-Lösungen die Auftragsausführung so weitgehend, dass Kommissionierung im Lager aufgrund der gewonnenen Effizienz eine sinnvolle Option darstellt, die die Gewinne der Lebensmittelhändler schützt.
Die Lösung von Emporix für Wave-Kommissionierung führt alle kommissionierten Waren in einem Auftragszyklus zusammen und vereinfacht so das gesamte Verfahren. Lebensmittelhändler können auf diese Weise ihre eigenen Systeme verwalten, von der zentralisierten Effizienz profitieren und Gewinne behalten, statt sie für Drittanbieter auszugeben.
Eine weitere hervorragende Chance für Online-Lebensmittelhändler besteht darin, ihre Plattform für neue Marketing-Strategien einzusetzen. Markenkampagnen, Branding-Zusammenarbeit mit Lieferanten, Datendienste, Content-Marketing und digitale Werbung – all dies ist mit einem Online-Shop möglich. Wie bereits erwähnt, bieten Cloud-basierte Mikroservices die Möglichkeit, Content- Management-Systeme zu integrieren, die problemlos Produkte mit bestimmten Sonderangeboten direkt verbinden. Dadurch können Einzelhändler unterschiedlichste neue Werbestrategien einsetzen, um Upselling und Cross-Selling über ihren digitalen Handel zu unterstützen.
Nehmen wir etwa Tmall aus China als Beispiel dafür, wie die Zukunft des Marketings im Online-Handel im Westen aussehen wird: Mit über 700 Mio. Verbrauchern aus China auf seiner Plattform und täglich etwa acht Besuchen pro Verbraucher ist Tmall mehr als nur ein Ort für den Online-Verkauf von Produkten. Es ist die größte Marketing-Plattform in China. Marken teilen ihre Geschichten und ihre Inhalte, Videos, Gewinnspiele, Live-Streaming und vieles mehr über die Plattform, die dadurch eine wichtige Adresse für Kunden ist, um mit Marken in Kontakt zu treten und zu bleiben.
Bain & Company schätzen, dass Lebensmittelhändler, die ihren herkömmlichen Handel weiterführen und zusätzlich derartige diversifizierte Einnahmenströme schaffen, ihre Online-Umsatzrendite um sechs Prozent erhöhen könnten.
Als dritte Strategie empfehlen Bain & Company Einzelhändlern, ihre Online-Preisstrategie zu überprüfen. Dadurch können sie ihre Gewinnmargen um bis zu 15 bis 20 Prozent erhöhen.
Verbraucher mussten ihr Verhalten an die neue Situation anpassen und sind offener für Änderungen geworden. Dies könnte auch der richtige Zeitpunkt sein, Bezahlmodelle an Servicekosten anzupassen. Unterschiedliche Gebühren je nach Lieferfristen, Mindestbestellwerte oder Abonnementgebühren etwa sind denkbare Optionen. Außerdem können neue Gebührenstrukturen an kleineren Kundengruppen getestet und vor einer breiten Einführung verfeinert werden. Auch hier bietet eine agile Headless- Commerce-Lösung die beste Möglichkeit, individuelle Preisstrategien für unterschiedliche Geschäfte zu integrieren, wie MPREIS es kürzlich zeigte. Mit unserer Unterstützung hat das Unternehmen für seine Märkte in Österreich eine digitale Storefront geschaffen.
Der Markt ändert sich schnell. Daher ist eine geeignete digitale Infrastruktur mit Headless-Commerce- Software, die auf Cloud-Mikroservices und APIs basiert, wichtiger denn je. Wie wir feststellten, kann sich der richtige Ansatz für den Online-Lebensmittelhandel immens auszahlen.
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